Der Geist von Okaue - auf Kudujagd auf Ondombo

In der Ferne kündigt sich der Sonnenaufgang an, als der Tag für den Jäger beginnt. Ein kurzes Frühstück mit Kaffee und schon geht es um 6 Uhr los. Der Praktikant und der Jagdführer Absolom warten schon und hatten bereits das zweifelhafte Vergnügen einen Reifen zu wechseln, ein Dorn , der in der Dunkelheit des letzten Jagdtages übersehen wurde ,hatte während der Nacht ganze Arbeit geleistet. Über die Teerpad geht es in Richtung Okaue, dieser wunderschönen Teil der Farm der etwa 40 km vom Farmhaus entfernt liegt und dessen grüne Hügel sich mit sanften Ebenen und Dornbuschdickicht abwechseln ist ein malerischer Flecken Erde, an dem man als Jäger an seine Grenzen stößt und der einen zur selben Zeit verzücken und verzweifeln lässt. Nur ein Außenposten und eine Stromleitung lassen Zivilisation erahnen, nachdem man von der Teerpad auf die Sandpad gewechselt ist.

 

Auf der Fahrt wird wenig geredet, es ist zu früh für belangloses Gerede und viel zu früh für anspruchsvolle Unterhaltung. Stattdessen genießt man die Landschaft und versucht die Paviane auf den Felsen zu zählen. Es ist noch kalt als das Auto in Okaue hält und der Jäger mit seiner Frau und dem Jagdführer auf die Ladefläche des Pickups wechselt. Der Praktikant stellt den Außenspiegel ein und Absolom dirigiert ihn mit Handzeichen über die Feldwege. Der Wagen überquert einen ausgetrockneten Damm und Absalom fährtet aus, als der Jagdgast einen abspringen Kudu entdeckt. Es könnte ein Bulle sein! Schnell wird das Auto zum Stehen gebracht und Absalom überprüft den Wind, er steht gut. Zielstrebig folgen der Jagdgast und Absalom dem abgesprungen Stück, in den Dornbüschen verlieren sie ihn. Absolom versucht den Kudu wieder zu finden und klettert auf einen hohen Baum. Da ist der Kudu, es ist ein reifer Bulle, den gilt es zu erwischen! Vorsichtig pirschen der Jagdgast und Absalom den Kudu an. Inmitten der Dornbüsche ist es schwer etwas zu sehen aber Absolom hält die Richtung. Der Jagdgast folgt ihm vorsichtig und bereitet sich darauf vor zu schießen, die Waffe wird durchgeladen, der Daumen ruht am Spannschieber. Die Anspannung steigt, das Jagdfieber hält den Jäger fest im Griff, gleich ist es soweit. Da entdeckt Absolom den Kudu, jetzt gilt es! In einer engen Schneise zwischen den Dornbüschen steht er, teilweise verdeckt aber er ist es, das Blatt liegt frei, der Jäger geht in Anschlag, zielt tief aufs Blatt und drückt ab. Schmerzlich kommt der Gedanke an den hingeworfenen Schuss auf einen Schakal vom Vortag, als die 9,3 heftig gegen die Schulter schlug und eine unangenehme Prellung hinterließ, in Erinnerung. Noch immer schmerzt die blutunterlaufene Schulter als der Schuss auf den Kudu bricht, ein Mucken. Es ist 8:08 als der Kudu verletzt abspringt.

 

Dem Kudu hinterher ist man sofort auf der deutlichen Schweißfährte, gleich muss er liegen, der Schweiß ist dunkel und hebt sich gut vom roten Sand ab als er dort langsam versickert. Noch ein kleines bisschen weiter und noch immer eine deutliche Schweißspur, wo ist der Kudu? Jäger und Jagdführer nähern sich einem Zaun über den der Kudu übergesetzt ist, Knochensplitter und Schweiß sind auf der anderen Seite zu finden, weiter geht die Suche. Erste Zweifel kommen auf, vielleicht wurde nur der Lauf getroffen oder die Kammer nur angekratzt und das Stück schweißt nur langsam aus? Langsam steigt die Sonne höher und es wird heiß, die Dornbüsche greifen nach einem und jeder Schritt wird zur Qual. Das Wasser liegt weit entfernt im Wagen, es sollte nur eine kurze Pirsch werden. Mittlerweile sind mehrere Kilometer zurückgelegt und noch immer ist kein Ende in Sicht. Hunde müssen her!

 

Es dauert eine Weile bis der Wagen mit den Hunden von der Farm zurück ist, schnell wird getrunken und etwas gegessen, die Lebensgeister kann es in dieser Hitze aber nicht zurückbringen. Am letzten verbrochenen Schweiß beginnt die Suche von neuem. Auch der Praktikant ist mit seinem Gewehr dabei, der Bulle ist krank, er muss erlöst werden, egal von wem ! Erst sollen der Dackel und Susi der Schweißhund ran. Es ist der Dackel der der Fährte folgt und die Jäger von Schweißtropfen zu Schweißtropfen führt, doch schon bald fordert die Hitze ihren Tribut, der Dackel kann nicht mehr, er hat lange und gut gearbeitet. Es ist Absalom der übermenschliches leistet und die Fährte wieder findet, zwei Tropfen Schweiß auf einem Ast weisen den richtigen Weg. Geduldig folgt er der Fährte und findet sie immer wieder aufs Neue. Dann kann auch der Dackel wieder und arbeitet die Fährte weiter aus. Der Bulle läuft im Kreis und kreuzt seine eigene Fährte immer wieder, er muss nah sein aber wo? Wie ein Geist bewegt er sich, unsichtbar für die Augen der Jäger und doch niemals fern. Dann plötzlich ganz frischer Schweiß, der Bulle muss gerade hier gewesen sein! Vorsichtig geht es weiter und alle versuchen angespannt etwas im Busch zu erkennen. Nichts! Die Fährte ist wieder weg, kein Tropfen Schweiß, kein geknickter Ast, keine Abdrücke auf sandigem Boden, er ist weg und die Hunde am Ende. Die Zuversicht sinkt und nur mit frischen Hunden besteht noch Hoffnung. Auch die Wasserflaschen sind leer, die Kehle trocken. Zurück zum Auto, neue Hunde holen und das Wasser auffüllen. Los geht’s mit Leo und Spiky aber sie haben keine Chance, in dem Gewirr aus Fährten und Gerüchen können sie die richtige Fährte nicht mehr aufnehmen. Die Hoffnung ist dahin, man beginnt sich langsam mit seinem Schicksal und dem des Bullen abzufinden, vielleicht finden ihn ja die Geier. Aber der Jagdtrieb siegt über die Hitze, die Zweifel und die blutenden Arme, noch einmal soll es versucht werden, noch einmal alles auf eine Karte gesetzt werden. Wieder werden der Dackel und Susi geholt, nur widerwillig lässt sich der erschöpfte Dackel vom Auto heben und zum letzen Schweißtropfen bringen. Wieder nimmt er die Fährte auf und wieder geht es ein Stück voran. Bald wird der Hund zu erschöpft, bald seine Kräfte dahin sein. Es ist die Jagd an Sich und Afrika im Besonderen das den Jäger ungewöhnliche Wege gehen lässt und so wird der Dackel geschnallt und verschwindet im Busch, auch Susi wird losgelassen und beide Hunde jagen davon. Es dauert eine Weile und sie kommen erschöpft zurück, der Kudu ist weg. Susi wird wieder an den Riemen genommen, niedergeschlagen geht es zurück zum Auto, da verschwindet der Dackel plötzlich im Dornbusch und etwas großes bricht keine 60 Meter von den Jägern entfernt durch die Dornbüsche. Zwischen zwei Dornbüschen erhascht der Praktikant einen Blick auf etwas großes Graues das sich den Blicken der Jäger und den Hunden zu entziehen versucht. „Kudu, Kudu! Schnell hinterher!“. Sofort eilen der Jäger, Absalom und der Praktikant dem Tier nach, Susi reißt sich los und hetzt dem Dackel hinterher der dem weißen Schatten folgt. Jetzt gilt es die Richtung zu halten und die Hunde nicht zu verlieren. Längst sind die Waffen von den Schultern, geduckt und sprintend folgen die Jäger so gut es geht. Absolom nimmt sofort zielstrebig die fährte wider auf, dann Gebell der Hunde, sie haben etwas gestellt. Vermutlich nur einen Oryx, Kudus lassen sich von diesen Hunden nicht stellen. Immer näher kommt das Bellen, die Waffen werden durchgeladen, heftig klopft das Herz vom Laufen und das Adrenalin strömt durch die Adern. Das ist Jagd, das ist die Leidenschaft die man nicht missen möchte und doch wartet vielleicht nur bittere Enttäuschung. Nur noch wenige Meter, nur noch ein paar Dornbüsche trennen die Jäger von den Hunden. Da, hinter einem Dornbuschgestrüpp auf einer sehr kleinen freien Fläche sind die Hunde. Der Jagdführer und der Praktikant gehen links, der Jäger bleibt rechts und nähert sich vorsichtig dem Gestrüpp, da bricht ein Kudu ein Stück nach links weg, wirft das mächtige Haupt herum und flüchtet vor den Hunden nach rechts. Er ist es, es bedarf keiner Worte, keiner Gesten, ihn gilt es zu erlegen, wegen ihm haben alle gelitten. Die Waffen werden in Anschlag genommen, gespannt, der Finger am Abzug. Hochflüchtig will er am Jagdgast vorbei , dieser schwenkt mit, zieht ab und der Kudu bricht augenblicklich zusammen. Hochblatt! Die Wirbelsäule verletzt geht er nieder, die Hunde sind dran. Schnell hin und den Fangschuss geben! Nur schwer lassen sich die Hunde wegbringen, unentwegt sind sie am Kudu dran und nur einen Moment lassen sie nach, da bricht der erlösende Schuss und der Kudu sackt mit Trägerschuss endgültig zusammen.

 

Mit einem Schlag ist alles zu Ende, der Bulle zur Strecke gebracht, die Anspannung dahin. Herzlich umarmt man sich und dem glücklichen Jagdgast wird aus tiefstem Herzen Weidmannsheil gewünscht. Er hat sich den Kudu redlich verdient und hart erarbeitet. Der erste Schuss hat den Kudu nur weich angekratzt und ihm die Keule durchschlagen aber jetzt wurde er erlöst. Es ist ein sehr guter alter Bulle, der eine prächtige Trophäe abgibt und der selbst im Tode nichts von seiner majestätischen Erscheinung verloren hat. Niemals wird der Jagdgast diese Jagd vergessen und niemals wird er etwas Ähnliches erleben. Die Jagd nach dem Geist in den Dornbüschen war einfach einzigartig.

 

Es dauert fast zwei Stunden um den Bullen zu bergen, Wege müssen freigehackt werden und nur schwer lässt sich der mächtige Bulle aufladen. Als die Jäger mit dem Sonnenuntergang im Rücken und dem Sundowner in der Hand wieder auf festen Wegen Okaue verlassen wird kaum gesprochen, zu glücklich, erschöpft und zufrieden sind sie.

 

So ist die Jagd, die uns Jäger zum Aufgeben und Weitermachen, zum Zögern und Wagen zwingt und die uns Leid und Freude bereitet und die wir doch nicht missen möchten, weil wir genau in diesen Momenten an diesen Orten sein wollen, ja sein müssen! Und es ist die Jagd, die uns den Busch als Jäger betreten und ihn uns als Freunde wieder verlassen ließ.


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Kommentare: 1
  • #1

    Ulrich Hartig (Mittwoch, 28 Januar 2015 13:11)

    Weidmannsheil dem Erleger und meinem Freund Absalom !!
    Ja , Okaue ist ein Paradies .
    Als Führer eines Jagdteckels freue ich mich auch sehr über die Leistung Eurer Hunde .
    beste Grüße und Weidmannsheil
    Ulli